Bachelor Islamwissenschaft

Kurzsteckbrief

  • Keine Zulassungsbeschränkung
  • Ausbildung mit Fokus auf Lese-, Übersetzungs- und grammatischen Analysefähigkeiten in den Sprachen Arabisch, Türkisch/Osmanisch, Persisch
  • Vermittlung der Grundlagen aktiver Sprachbeherrschung
  • Umfangreiche Wahlmöglichkeiten
  • Fundierte und umfassende methodische Ausbildung im Umgang mit nahöstlichen Quellentexten
  • Optimaler Betreuungsschlüssel
  • Individuell geförderte Auslandsaufenthalte

Profil des Heidelberger B.A.-Studiengangs Islamwissenschaft

Der B.A.-Studiengang Islamwissenschaft in Heidelberg legt besonderen Wert auf die quellensprachliche Ausbildung. Das intensive und fordernde Sprachprogramm fokussiert auf die Entwicklung profunder und umfassender Lese-, Übersetzungs- und grammatischer Analysefähigkeiten in zwei der Sprachen Arabisch, Türkisch und Persisch.

Im BA wird als erste Sprache das Arabische oder das Türkische erlernt, als zweite das Türkische, Arabische oder Persische. Die damit erworbenen Kenntnisse bilden die Grundlage für eine fundierte Beschäftigung mit Geschichte und Gesellschaft, Literatur und Religion dieser Sprachräume. Bereits der BA-Studiengang Islamwissenschaft zielt auf die Befähigung zur eigenständigen wissenschaftlichen Arbeit als Grundlage für ein MA-Studium.

Zugangsvoraussetzungen

  • Nicht zulassungsbeschränkt. Ausländische StudienbewerberInnen mit entsprechenden Deutschkenntnissen bewerben sich zu den jeweils gültigen Fristen über das Akademische Auslandsamt (Tel. +49-(0)6221-545454, studium@uni-heidelberg.de)
  • Allgemeine Hochschulreife oder Äquivalent
  • Durch Abiturzeugnis nachgewiesene Lesekenntnisse in den Sprachen Englisch und Französisch (Französisch auf Antrag durch eine andere lebende europäische Fremdsprache ersetzbar, Französischkenntnisse müssen bis zum Ende des 5. Fachsemesters nachgewiesen werden)
  • Bitte beachten Sie: Auch wenn Kenntnisse in einer anderen lebenden Fremdsprache anerkannt werden, sollten Sie sich im Laufe Ihres Studiums zumindest grundsätzliche Lesekenntnisse im Französischen aneignen.

Gesamtdarstellung der Studienstruktur

Das Studium der Islamwissenschaft setzt sich im BA zu etwa gleichen Anteilen aus sprachlichen und thematischen Studienleistungen zusammen. Die A-Sprache (Arabisch oder Türkisch) wird ab Studienbeginn in einem viersemestrigen Kurs erlernt, auf den vertiefende Übungen und Seminaren aufbauen. Die B-Sprache (Arabisch, Türkisch oder Persisch) soll um ein Jahr versetzt ab dem dritten Fachsemester erlernt werden. Parallel dazu besucht man im thematischen Bereich einführende Lehrveranstaltungen in Form von Vorlesungen, Einführungen und thematischen Proseminaren, die ebenfalls auf die Seminare in der zweiten Hälfte des BA-Studiums vorbereiten. Während die Sprachkurse und einführenden Module die ersten Semester relativ stark strukturieren, bieten die späteren Semester zunehmend Wahlmöglichkeiten, um eigene Schwerpunkte zu setzen. Die in den Seminaren erworbenen Grundkenntnisse wissenschaftlichen Arbeitens werden abschließend in der BA-Arbeit nachgewiesen.

Die Sprachenfolge legt den weiteren Studienverlauf nicht fest, aber wirkt sich natürlich darauf aus, wann man welches Kenntnisniveau erreicht. Das Arabische oder das Türkische wird zuerst erlernt, weil diese beiden die wichtigsten Quellensprachen der Islamwissenschaft in Heidelberg sind und ihr Erlernen erheblich mehr Zeit erfordert als das indoeuropäischer Sprachen.

Im MA-Studium kann eine dritte Quellensprache kann erlernt werden, die sprachlichen, inhaltlichen und methodischen Kenntnisse werden vertieft und über die Erschließung gedruckter Originaltexte hinaus auch an die Bearbeitung anderer Quellen wie z. B. Handschriften herangeführt.

Sprachlicher Bereich

Hocharabisch ist die Sakralsprache des Islams und Amtssprache in über zwanzig Ländern Nordafrikas und Vorderasiens. Gründliche Kenntnisse dieser Sprache bilden die Grundlage für die Erforschung der arabischen Literatur und Geschichte sowie der islamischen Religion und Gelehrsamkeit.

Das Türkische ist die Amtssprache der Republik Türkei und die wichtigste aus der weitverbreiteten Familie der Turksprachen. Es bietet zugleich den ersten Zugang zum Osmanisch-Türkischen, der Hauptsprache des Osmanischen Reiches, welches Vorderasien, Nordafrika und Südosteuropa vom 15. bis ins 20. Jahrhundert dominierte. Seine Geschichte deckt sich daher zu großen Teilen mit der Geschichte des Nahen Ostens und Südosteuropas in der Neuzeit und wirkt in rund dreißig Nachfolgestaaten bis heute nach.

Das Neupersische ergänzt das Arabische und das Osmanisch-Türkische. Varietäten der persischen Hochsprache werden heute in Iran, Afghanistan und Tadschikistan verwendet, und historisch diente es als Verkehrssprache im gesamten Raum zwischen Kaukasien, Mittel- und Südasien.

Arabisch, Türkisch und Persisch gehören unterschiedlichen Sprachfamilien an, sind also nicht näher verwandt als z. B. Deutsch, Hebräisch und Finnisch. Jedoch standen sie für mehr als tausend Jahre in engem Kontakt miteinander, so daß der neupersische Wortschatz stark vom Arabischen beeinflußt wurde und das Osmanisch-Türkische wiederum zahlreiche Elemente des Arabischen und des Persischen aufnahm. Studierende im BA-Hauptfach erlernen zwei, Studierende im Nebenfach eine der Sprachen Arabisch, Türkisch und Persisch. Vorkenntnisse in den gelehrten Sprachen werden nicht vorausgesetzt. Die Sprachausbildung zielt in erster Linie darauf, ältere wie zeitgenössische Quellentexte linguistisch-philologisch und historisch-kontextualisierend zu analysieren.

Die A-Sprache (Arabisch oder Türkisch) wird vom 1. bis zum 4. Fachsemester in vier aufeinander aufbauenden Sprachkursen (jeweils bestehend aus theoretischen und sprachpraktischen Anteilen) strukturiert vermittelt und in den höheren Fachsemestern durch weiterführende Übungen (Lektüren, Konversationsübungen etc.) sowie im Rahmen textbasierter Seminare fortgeführt. Im dritten Studienjahr führt zudem ein Erweiterungsmodul in die analytische Lektüre osmanischer bzw. anspruchsvollerer hocharabischer Texte ein.

Die B-Sprache (Arabisch, Türkisch oder Persisch) wird im dritten Fachsemester gewählt und im ersten Hauptfach über drei Semester geführt (3. bis 5. Fachsemester). Im zweiten Hauptfach ist sie nur als Einführungskurs vertreten, im Nebenfach ist keine B-Sprache vorgesehen.

Inhaltlicher Bereich

Die inhaltlichen Module setzen sich zunächst aus Überblicksvorlesungen, Einführungs- und und Proseminaren zusammen, die Grundwissen aus unterschiedlichen Teilgebieten des Faches vermitteln. In Übungen und Hauptseminaren werden dann sprachliche, methodische und thematische Kenntnisse schließlich zusammengeführt und praktisch angewendet.

Studierende absolvieren in den ersten beiden Fachsemestern ein Einführungsmodul, das einen ersten Überblick über nahöstliche Geschichte und Kultur vermittelt, aber auch bereits in thematisch fokussierte Formen islamwissenschaftlichen Arbeitens einführt. Begleitend dazu vermitteln zwei aufeinander aufbauende Tutorien allgemeine und fachspezifische Methoden und Arbeitsweisen sowie Grundarbeitsweisen wissenschaftlichen Arbeitens.

Proseminare führen exemplarisch in ein Fachthema und in grundlegende Arbeitstechniken ein; typische Themen von Proseminaren der letzten Semester waren:

  • Anatolien in vor- und frühislamischer Zeit
  • Körper, Ritual und Habitus im Islam
  • Das Zeitalter Süleymans des Prächtigen
  • Historische Reiseberichte aus und über Iran
  • Sunnitischer Staat und schiitische Minderheiten
  • Nichtmuslimische Gruppen unter muslimischer Herrschaft
  • Sklaven in islamisch geprägten Gesellschaften
  • Die Jungtürkische Revolution 1908

Vorlesungen dienen dazu, einen Überblick über ein Teilgebiet des Faches und erste Einblicke in wichtige Forschungsansätze, Theorien und Methoden zu vermitteln. Dies geschieht zum einen im Präsenzunterricht, zum anderen in begleitender Lektüre von Fachliteratur. Typische Vorlesungen behandeln die Gesellschaft, Kultur und Politik einer Epoche oder Grundlagen von Literatur, Theologie, Recht usw.

In Seminaren erwirbt man forschungsorientierte, vertiefte Einblicke in einen ausgewählten Teilbereich und spezifische Fragestellungen des Faches. Dies geschieht durch die Bearbeitung originalsprachlicher Quellentexte und einschlägiger Forschungsliteratur. Damit bauen Seminare auf den vorangehenden inhaltlichen und sprachlichen Modulen auf. Das Ziel besteht darin, im Rahmen einer Seminararbeit ein Fachproblem qualifiziert zu bearbeiten. Typische Seminarthemen der letzten Semester waren:

  • Das „Andere“ im türkischen Film
  • Das islamische Feld in Deutschland im Lichte neuer Entwicklungen
  • Gab es einen osmanischen Kolonialismus?
  • Reformdiskussion und Begriffswandel (1774-1876)
  • Das Rote Meer in der Neuzeit
  • Muḥammad Rašīd Riḍā und der islamische Modernismus
  • Nationsbildung und Staatlichkeit im Vorderen Orient
  • Religionsgeschichte Anatoliens in islamischer Zeit
  • Ambiguität und Diversität im Islam
  • Geschichte Syriens (18.-21. Jh.)
  • Alevitische Identitätsdebatten im 20.-21. Jh.
  • Reiseliteratur aus dem west- und südasiatischen Raum
  • Arabische und lateinische Beschreibungen der Welt
  • Die Beziehungen zwischen dem Osmanischen Reich und Iran unter Nāder Šāh
  • Kolonialismus und Frauenbewegung in der Arabischen Welt des 20. Jh.
  • Staat und Religion im Vorderen Orient

Abschlussarbeit

Im ersten Hauptfach wird die Abschlussarbeit ab dem 5. Fachsemester im jeweiligen Studienschwerpunkt angefertigt. Das zweite Hauptfach und das Nebenfach sehen keine Anschlussarbeit vor.

ÜK-Bereich (Übergreifende Kompetenzen)

Parallel zum Fachstudium erwerben sich Studierende im ersten Hauptfach 20 Leistungspunkte (2. HF: 10 Leistungspunkte) im Bereich der sogenannten „Übergreifenden Kompetenzen“. Hier können – neben Veranstaltungen aus dem interdisziplinären Lehrprogramm der Universität Heidelberg – auch außeruniversitäre Leistungen wie Praktika im In- und Ausland, Projektarbeiten, Sprachkurse etc. angerechnet und somit mit den Studieninhalten gekoppelt werden.

Berufliche Perspektiven

Sowohl der Bachelor- als auch der Masterstudiengang „Islamwissenschaft“ sind vor allem im allgemeinen Sinne bildende Studiengänge. An ihrem Ende steht kein festes Berufsbild mit eindeutig definierten Qualifikationen.

Vielmehr erwirbt man im BA-Studium grundlegende und im MA-Studium bereits spezialisierte Kenntnisse im Bereich von Kulturen, Sprachen und Geschichte des islamisch geprägten Vorderen Orients sowie Fertigkeiten der Recherche, Analyse, Problemlösung und Präsentation. Die Studiengänge zielen in erster Linie auf akademische Qualifikation und selbständiges wissenschaftliches Arbeiten, etwa im Rahmen einer Promotion.

Mit Blick auf Tätigkeitsfelder im außerakademischen Bereich ist daher eine sinnvolle und zielgerichtete Studienplanung wichtig. Man sollte sich also eigene Schwerpunkte innerhalb des Faches (z. B. erlernte Sprachen, bestimmte Themenfelder usw.) erarbeiten und sich durch Aktivitäten auch außerhalb des engeren Studienprogramms (Praktika, Auslandsaufenthalte etc.) entsprechende praxisorientierte Fähigkeiten aneignen.

Vor allem in der Bachelorphase ist auch die auf die späteren Berufs- und Karriereziele hin orientierte Wahl des Zweitfaches von großer Wichtigkeit. Jedoch vermittelt erst das auf dem BA-Studium aufbauende MA-Studium Kenntnisse und Fähigkeiten, die höher qualifizierte Arbeits- und Karrierefelder auch im außerakademischen Bereich eröffnen.

Absolventinnen und Absolventen des BA finden vor allem im Bereich „ausführender Tätigkeiten“ etwa in befristeten Projekten Anstellungen, während nach dem MA in den jeweiligen Berufsfeldern leitende und gestaltende Positionen in fachnaher Tätigkeit erreichbar sind. Umso mehr gilt dies natürlich für die Promotion, die einen MA-Abschluss voraussetzt. Im Öffentlichen Dienst wird die Unterscheidung zwischen BA und MA am deutlichsten, denn hier ermöglicht ein Bachelorabschluss nur den Eintritt in den „gehobenen“, ein Masterabschluss jedoch in den „höheren Dienst“, nicht zuletzt auch im Bereich der Sicherheitsbehörden.

Typische außerakademische, aber fachnahe Berufsfelder für Islamwissenschaftlerinnen und Islamwissenschaftler sind:

mit Bachelor-Abschluss:

  • Öffentlicher Dienst, gehobener Dienst
  • Sicherheitsbehörden, gehobener Dienst
  • Tourismus
  • Sprachlehre (Volkshochschulen, private Sprachschulen usw.)
  • Erwachsenenbildung im In- und Ausland (ausführende Tätigkeiten)
  • Interkulturelle Kooperation und Kommunikationen (v. a. in befristeten Projekten)
  • Integrationsarbeit, z. B. auf Kommunal- und Landesebene (ausführende Tätigkeiten)
  • Kulturelle Institutionen (wie z. B. Museen), vor allem ausführende Tätigkeiten z. B. im Depot

mit Master-Abschluss und Promotion:

  • Medienberufe (z. B. Journalismus, Auslandskorrespondenzen usw.)
  • Nichtregierungsorganisationen, humanitäre Organisationen
  • Internationale Zusammenarbeit (z. B. GIZ u. a.)
  • Außenhandel (z.B. internationale Handelskammern, international operierende Unternehmen)
  • Politik- und Wirtschaftsberatung (z. B. sog. Think Tanks, Stiftungen usw.)
  • Sicherheitsbehörden, höherer Dienst (z. B. Landes- und Bundeskriminalämter, Verfassungsschutz, Bundespolizei usw.)
  • Internationale und supranationale Organisationen (z. B. EU, UNO, UNESCO, NATO usw.)
  • Öffentlicher Dienst, höherer Dienst (Kommunalverwaltungen, Landesministerien, Bundesämter und -ministerien usw.)
  • Kulturelle Institutionen (z. B. Museen), gehobene Tätigkeiten wie z. B. Kurator/-in
Zuletzt bearbeitet von: E-Mail
Letzte Änderung: 06.03.2024
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